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AutorenbildProf. Dr. habil. Martina Hasseler

Fachkräftemangel in der Pflege

Aktualisiert: 4. Feb. 2018



Seit einiger Zeit hat das Thema Fachkräftemangel in der Pflege die breite Medienöffentlichkeit erreicht. Es sind Vorschläge in den Gesprächen zur großen Koalition entwickelt worde, die Einzug in den Koalitionsvertrag Einzug halten sollen. Aus wissenschaftlicher und fachlicher Expertise reichen diese nicht aus.

Zahlen wie diese sollten uns aufschrecken:

„Bis zum Jahr 2020 müssten rund 46.000 und bis zum Jahr 2030 rund 50.000 Pflegefachkräfte eingesetzt werden, um den derzeitigen Versorgungsgrad in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen zu erhalten. Das sind bis zum Jahr 2030 rund 12.000 Fachkräfte mehr als im Jahr 2013 eingesetzt waren. In dieser Modellrechnung ist der Ersatzbedarf für zwischenzeitlich aus Altersgründen beziehungsweise aufgrund eines Berufswechsels ausscheidende Fachkräfte nicht einbezogen. Nicht berücksichtigt wurde außerdem der ungedeckte Bedarf, der auf unbesetzten Stellen aus der Vergangenheit beruht.“

(Niedersächsischer Pflegebericht 2015:316)


Aus der Forschung kennen wir diverse Faktoren, die zum Fachkräftemangel in der Pflege führen. Kurz skizziert sind diese u.a.:

  • Hohe physische u. psychische Belastungen (Burnout, Arbeitsunzufriedenheit) d. Pflegekräfte

  • Hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten

  • Hoher Workload („Arbeitsbelastung“)

  • Problematische Arbeitsorganisation

  • Höhere Gefahr Gratifikationskrisen

  • Pflegeberuf als Sackgasse – fehlende berufliche Entwicklungsmöglichkeiten

  • Konkurrenzdenken u. Ängste

  • Geistige Unterforderung

  • Geringe Partizipation in Entscheidungen

  • Geringe Autonomie

  • Rollenkonflikte & Moral Distress

  • Höhere Wechselbereitschaft bei unter 35-jährigen (Zimber 2011; Siegrist 2011; Faller & Reinboth 2011; iga Report 17)

Welche Entwicklungen benötigen wir in der Zukunft?

Kurz formuliert: die in den Koalitionsgsprächen entwickelten Lösungen werden die Fachkraftkrise in der Pflege nicht beheben. Es bedarf struktureller, finanzieller, qualifikatorischer und weiterer Entwicklungen.

Wir sollten uns zunächst fragen:

Professionalität pflegerischer Berufe anerkennen - Was treibt professionelle Pflege an?

  • Vieldimensionalität Pflege anerkennen

  • Potenzial pflegerischer Expertise besser nutzen

  • Differenzierung von Qualifikationen (Advanced Nurse Practice – erweiterte Pflegepraxis, unterschiedliche Bereiche u. Möglichkeiten)

  • Skillmix (unterschiedliche Verantwortlichkeiten – erfordern unterschiedliche Qualifikationen)

  • Regelung der Verantwortlichkeiten, der rechtlichen Grundlagen, Autonomie, Finanzierung der Gesundheitsdienstleistungen pflegerischer Berufe

  • Beitrag qualifizierter u. professioneller Pflege an qualitativ hochwertiger Gesundheits- u. Pflegeversorgung erkennen

  • Konzepte von Empowerment, Clinical Leadership u.w.m.

  • Professionalisierungstendenzen u. Differenzierung von Qualifikationen mit entsprechenden Honorierungen unterstützen

  • Angemessener Patienten-/Personalschlüssel

  • angemessene Entlohnung

  • Fachlichkeit pflegerischer Berufe (Professionell Pflegende machen einen Unterschiede)

  • Programme BGM / Gesundheitsförderung u. Prävention systematisch fördern (Programme)

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement systematisch entwickeln, Gesundheitsförderung & Prävention

  • Personalentwicklung Empowerment, Resilienzförderung

  • Professionalisierung der Führungsstile/Leadership entwickeln

  • Arbeitszeitmodelle probieren / anbieten

Abschließend:

„Was auch immer die Zukunft der Pflege bereithält, ich wünsche mir, dass das Bild der sich aufopfernden Pflegerin nicht mehr Teil davon ist. Denn Pflege ist keine Wohltätigkeit, bei der wir in Kauf nehmen, dass sie uns ruiniert. Finanziell, körperlich und sozial. Pflege ist ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung, der früher oder später uns alle angeht.“

▪(Beatrice Haberger, http://www.jetzt.de/job/unterschaetzter-beruf-krankenpflegerin, Zugriff am 14.02.2016)

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